Offizielle Eröffnungsfeier Nachbarschaftstreff Freiham

München, 7. Juli 2023 - Am heutigen Freitag ist der Nachbarschaftstreff Freiham I des KINDERSCHUTZ MÜNCHEN offiziell gemeinsam mit der 3. Bürgermeisterin der Landeshauptstadt München, Verena Dietl, dem Geschäftsführer der GWG Städtische Wohnungsgesellschaft München, Armin Hagen, sowie Stadtteilbewohner*innen, Stadtpolitiker*innen, Vertreter*innen der städtischen Referate und zahlreichen Kooperationspartner*innen, Unterstützer*innen und Freund*innen eröffnet worden. Begleitet wurde die Feier mit Livemusik der musikalischen Gruppe des FARHANG afghanischer Kultur- und Bildungsverein e.V.

Freiham ist besonders und einzigartig. Das große Neubaugebiet im Münchner Westen mit bald rund 11.000 Wohnungen für 25.000 Einwohner*innen nimmt Form an. Langsam entstehen aus den gigantischen Baustellen mehr und mehr Wohnraum, Büros, Geschäfte, Schulen, Kindertageseinrichtungen. „Dort, wo noch bis vor kurzem um einen alten Gutshof herum große Felder waren, ziehen in kürzester Zeit viele Menschen aus unterschiedlichen Milieus und Kulturen auf engem, urbanem Raum zusammen. Da ist engagierte Gemeinwesenarbeit gerade jetzt sehr hilfreich, um gemeinsame Kommunikationsgrundsätze und gegenseitige Hilfe frühestmöglich zu etablieren und den Weg für ein gutes Miteinander zu ebnen“, erläutert Dr. Anna Laux, geschäftsführende Vorständin des KINDERSCHUTZ MÜNCHEN.

Nachbarschaftstreffs und deren vielfältige, sozialräumliche Angebote wie Information und Erstberatung, nachbarschaftliche Gruppentreffs, Stadtteilfeste, Stadtteilspaziergänge oder Urban-Gardening-Projekte ermöglichen für die Menschen im Stadtteil gesellschaftliche Partizipation und setzen sich aktiv für gelingende Integration und Förderung der inklusiven und nachhaltig handelnden Gesellschaft ein. Die Menschen, die sich in Nachbarschaftstreffs engagieren, können sich in diversen Gruppenaktivitäten besser kennenlernen. Sie erleben sich in ihren Unterschieden und knüpfen neue Kontakte. Besucher*innen der Treffs unterstützen und befähigen sich gegenseitig. Dies trägt zur Überwindung von sprachlichen, kulturellen und sozialen Barrieren sowie zu einem verbesserten Miteinander im Quartier bei. Münchner Nachbarschaftstreffs fördern Demokratie, gesellschaftliche Vielfalt, Partizipation und Inklusion. In Zusammenarbeit mit vielen Akteurinnen im Sozialraum sorgen Nachbarschaftstreffs für eine Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts und für ein friedliches Miteinander in den Münchner Stadtteilen.

Was bisher passiert ist

Der Weg in die neuen Räumlichkeiten in der Ute-Strittmatter-Straße 30, einem Gebäude der GWG München, war lang. Denn bereits Mitte des Jahres 2019 begann der Nachbarschaftstreff Freiham I seine Aufbautätigkeit von einem Interimsbüro im benachbarten Neuaubing aus und streute seine Angebote in den Jahren 2020 und 2021 auf beiden Seiten des Freihamer Grünbands. Aufgrund von baulichen Verzögerungen verschob sich der Umzug in das neue Gebäude. Besonders in der Zeit vor dem Umzug konnte die „mobile“ soziale Arbeit unserer pädagogischen Fachkräfte von der Fertigstellung des Freihamer Freiluftgartens profitieren, den der KINDERSCHUTZ MÜNCHEN im Frühjahr 2020 von der Landeshauptstadt München übernommen hatte und der auf einem Areal von rund 800 m2 gemeinschaftliches Gärtnern ermöglicht. Das Urban-Gardening-Projekt wurde zum Stützpunkt und ist heute fester Bestandteil der sozialen Arbeit in Freiham: ein lebendiger Ort für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), für Vielfalt und Inklusion.

Erst Ende März 2022 konnte die Einrichtung in Betrieb genommen werden. Der Einbau einer großen Küche, Herzstück für viele der Projekte, die Ehrenamtliche ins Leben rufen, ist erst in diesem Frühjahr erfolgt.

Aktuelle Angebote

Mit dem Umzug in die neuen Räumlichkeiten konnten die bereits dank der freiwillig Engagierten aus der Nachbarschaft bestehenden Angebote, wie zum Beispiel Frauentreffs oder ein Unterstützungsangebot zum Ausfüllen von Anträgen und Formularen, ausgebaut werden. Das mit unseren qualifizierten Kulturdolmetscher*innen entwickelte Projekt „RuF 2.0 Rund um Formulare“ steht dankt der finanziellen Unterstützung des Bezirksausschusses 22 den Bewohner*innen nach Bedarf in sechs Sprachen zur Verfügung und ist zu einem stark angefragten Angebot geworden. Ein Angebot der Migrationsberatung für erwachsene Zuwander*innen (MBE) steht einmal pro Woche den im Münchner Westen wohnenden Geflüchteten aus der Ukraine im Nachbarschaftstreff Freiham zur Verfügung. Zudem werden die Räume des Nachbarschaftstreffs von in unterschiedlichen Baugemeinschaften organisierten Freihamer*innen sowie von Facharbeitskreisen der sozialen Fachbasis gerne angefragt. „Uns sind vielfältige Angebote wichtig, damit wir möglichst viele Menschen aus unterschiedlichen Milieus und Schichten erreichen und aktivieren. Über diese Angebote bringen wir Menschen zusammen und unterstützen so den nachbarschaftlichen Austausch“, erklärt Tilla Wiederspahn, Co-Treffleitung des Nachbarschaftstreffs Freiham. Nachbarschaftliche Vernetzung, gegenseitige Unterstützung und Erweiterung der Kenntnisse und Fähigkeiten spielt in dem Projekt „FiBiuS Frauen in Bewegung in unserem Stadtteil“ eine große Rolle: Mehrsprachige Multiplikatorinnen informieren und laden zu Workshops rund um Themen wie Orientierung im Stadtteil, Schule, Gesundheit oder Freizeitgestaltung ein. Beim Frauenfrühstück, das freitags abwechselnd in arabischer und türkischer Sprache stattfindet, entwickeln die Stadtteilbewohnerinnen aus Freiham und Umgebung gemeinsam weitere vernetzende Angebote in der Selbstorganisation, neu gewonnene Ehrenamtliche sorgen für die Umsetzung. So sind bereits folgende Angebote von Nachbar*innen für Nachbar*innen im Programm fest verankert: Pilates, Yoga, Women Network, Flohmarkt, Familienausflüge und Kamishibai-Erzähltheater für Kinder. Der somalische Frauentreff „Nachbarschaftstreffcafé – Treff Inklusion“ findet noch im Juli den Auftakt.

Weitere bereits von Besucher*innen angefragte Formate wie ein internationaler Treff und der „Seniorenbrunch Dies und Das“ können im Herbst an den Start gehen, sobald eine ehrenamtliche Gruppenleitung gefunden ist. „Partizipation, Eigeninitiative und das freiwillige Engagement mehrsprachiger Multiplikator*innen und Kulturdolmetscher*innen unter den Bewohner*innen machen es möglich, den sozialen Herausforderungen in den Quartieren auf unterschiedlichen Ebenen entgegenzutreten und unbürokratisch zu Chancengleichheit, gesicherter Teilhabe, Gleichberechtigung beizutragen.“, erklärt Fatima Barhmi, ehrenamtlich Engagierte im Nachbarschaftstreff Freiham I und im Sozialraum. Verena Dietl, 3. Bürgermeisterin der Landeshauptstadt München, wendet sich in ihrem Grußwort an die Nachbarinnen in Freiham: „Ich wünsche den Bewohner*innen der ‚ersten Stunde‘ in Freiham, dass sie sich später einmal gerne an die gemeinsamen Erlebnisse, Unterstützungen und Erfahrungen im ersten Nachbarschaftstreff erinnern. In diesem Sinne möchte ich die Bewohner*innen ermuntern, dieser Einrichtung ihren ‚Stempel‘ aufzudrücken und einen erlebbaren Fußabdruck zu hinterlassen.“

Armin Hagen, Geschäftsführer der GWG Städtische Wohnungsgesellschaft München, betont: „Gerade in einem so großen Neubaugebiet wie in Freiham braucht es das Zusammenspiel vieler Akteur*innen, um eine aktive Gesellschaft mit wechselseitiger Unterstützung und Verständnis füreinander wachsen zu lassen. Deshalb ist die Arbeit von sozialen Einrichtungen wie dem Nachbarschaftstreff Freiham so wichtig.“

Warum ist sozialräumliches Arbeiten so wichtig?

„Sozialräumliche Arbeit ist partizipativ und solidarisch angelegt. Es geht darum, den Herausforderungen zu begegnen und einen Beitrag zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts in den Münchner Stadtvierteln zu leisten – mit eigenem Engagement, mit Rücksicht auf die Bedürfnisse und individuellen Potentiale der Menschen vor Ort und im Zusammenwirken mit anderen Stadtteilakteurinnen und Kooperationspartnerinnen für und mit den Menschen vor Ort – unabhängig von ihrer Herkunft, Religion, Weltanschauung, Behinderung, ihrem Alter und Geschlecht, ihrer sexuellen Identität und Orientierung“, erläutert Karin Schwaiger, Bereichsleitung Sozialräumliche Angebote und Migration beim KINDERSCHUTZ MÜNCHEN. Soziale Ungleichheit, rechtspopulistische und menschenfeindliche Einstellungen, Umgang mit Diversität, ungleiche politische und demokratische Teilhabe sowie der Vertrauensverlust in demokratische Institutionen sind maßgebliche Herausforderungen mit Gefährdungspotenzial für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland. Die Auswirkungen der Pandemie sowie wirtschaftliche, politische und soziale Folgen des Krieges in der Ukraine kommen mit weiteren Problematiken hinzu. Die pädagogischen Fachkräfte begleiten insbesondere die Gruppendynamiken, kümmern sich um Konfliktmanagement und Vermittlung und sorgen für Teilhabe und einen besseren Zusammenhalt der Menschen im Stadtviertel, um Unstimmigkeiten und Konflikte zwischen den Menschen aus unterschiedlichen Milieus zu vermeiden. „Unsere Kolleg*innen engagieren sich stark – oft über das normale Pensum hinaus. Leider fehlt für diese wichtige soziale Arbeit nach wie vor die ausreichende personelle Ausstattung. Die Herausforderungen der sozialräumlichen Arbeit im Freiham und den angegrenzten Gebieten Neuaubing und Aubing benötigen mehr personale Ressourcen, als es dem Nachbarschaftstreff Freiham I zugebilligt wurde. Zwar wurde die Regel-Ausstattung mit einer halben Stelle für die hauptamtlichen Treffleitungen der Treffs im Freiham um eine weitere halbe Stelle erweitert, aber der notwendige Bedarf einer fachlichen Begleitung des Freihamer Freiluftgartens wurde weiterhin nicht berücksichtigt“, betont Laux.

Die Vision: Jede*r kann Teil des gesellschaftlichen Wandels zum Wohlergehen aller werden!

Gemäß dem Rahmenkonzept der Münchner Nachbarschaftstreffs der Landeshauptstadt München ist von der Treffleitung in Übereinstimmung mit dem Amt für Wohnen und Migration eine Vision einer zukunftsfähigen, gerechten und lebenswerten Gesellschaft von morgen entwickelt worden, die nun gemeinsam mit den Stadtteilbewohnerinnen im Hinblick auf die Aktivitäten des Nachbarschaftstreffs Freiham I in die Tat umgesetzt wird. „Wir haben die Vision einer zukunftsfähigen, gerechten und lebenswerten Gesellschaft von morgen; einer Stadtteilgesellschaft, die Stadtteilbewohner*innen mit Herausforderungen und Benachteiligungen besonders unterstützt. In der ein Leben in Hyperkultur(en) und hyperdiverser Stadtteilbewohnerschaft ohne Ausgrenzung, Ausbeutung und Diskriminierung möglich ist. Die auf der Ebene des Stadtbezirks und des Stadtteile Freiham / Neuaubing Verwirklichungschancen eröffnet, (non-formale) Bildung für alle zugänglich macht, für alters-, gender-, und herkunftsunabhängige Teilhabe und Partizipationsmöglichkeiten sorgt und Inklusion in allen Bereichen lebt. Eine Stadtteilgesellschaft, die starke Gemeinschaften aufbaut, Demokratie fördert, regionale Potenziale und Vielfalt wertschätzt und unsere Umwelt und ihre Ressourcen schützt,“ zitiert Patrycja Marek, Treffleitung Nachbarschaftstreff Freiham und Regionalleitung Stadtteilangebote Freiham und Messestadt Riem beim KINDERSCHUTZ MÜNCHEN, und dankt herzlich allen freiwillig Engagierten, die den Aufbau der Angebote in Freiham unterstützen.

Wir ermöglichen Zukunft.

Der KINDERSCHUTZ MÜNCHEN ist ein überkonfessioneller und parteipolitisch ungebundener Träger der Kinder- und Jugendhilfe, Träger von Einrichtungen der Kindertagesbetreuung sowie Vormundschafts- und Betreuungsverein mit Sitz in München. Mit vielfältigen Angeboten trägt der im Jahr 1901 gegründete gemeinnützige Verein dazu bei, dass Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Familien ihr Leben selbstbestimmt in die Hand nehmen und sich aktiv an der Gesellschaft beteiligen. Die Angebote der über 50 Einrichtungen in und um München umfassen ambulante Erziehungshilfe, Beratung bei sexuellem Missbrauch, Migrationsangebote, soziale Arbeit an Schulen, Stadtteilangebote, stationäre Erziehungsangebote, betreute Wohnformen, Kindertageseinrichtungen sowie Vormundschaften und rechtliche Betreuungen.

Weitere Informationen

KINDERSCHUTZ MÜNCHEN
Beate Zornig | Öffentlichkeitsarbeit
Tel +49 (0)89 23 17 16 – 9923 | oeffentlichkeitsarbeit@kinderschutz.de