Das Recht auf einen Kita-Platz – für weniger Armut, mehr Inklusion und bessere Bildungschancen

1. November 2025 – Vom ersten Tag an lernen die Kleinen in der Kita viele spannende Dinge kennen, die ihnen in ihrer persönlichen Entwicklung helfen. Da geht es - neben dem Spielen - um grundlegende Fähigkeiten im sozialen Miteinander, um Sprachentwicklung, um Lernen von- und miteinander, um Persönlichkeitsentwicklung u.v.m. Defizite in der Entwicklung können zu einem guten Teil noch rechtzeitig vor der Schule ausgeglichen werden. Kindern aus einkommensschwachen und sozial benachteiligten Familien bleibt diese wichtige Chance allerdings vielfach verwehrt.

Sie werden seltener und in deutlich geringerem zeitlichem Umfang betreut. Das stellt der aktuelle Bericht unseres Dachverbandes, des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, klar. Die aktuellen Daten aus dem Mikrozensus 2024, auf dem der Bericht beruht, weisen darauf hin, dass die Kindertagesbetreuung mehr die gesellschaftlichen Unterschiede verschärft als Benachteiligungen abbaut. Gleichzeitig stellen Kinderbetreuungskosten im Familienbudget eine große Belastung dar und hindern zahlreiche Familien daran, Kindertagesbetreuung in Anspruch zu nehmen.

Eine andere Studie belegt, was wir bereits seit einigen Jahren beobachten. Trotz Anspruch auf einen Betreuungsplatz ist es in München noch immer keine Selbstverständlichkeit, dass das eigene Kind einen Platz in der Nähe und mit ausreichend betreuten Stunden erhält. Die Studie im Rahmen der Ländermonitore von der Bertelsmann-Stiftung unterstreicht die besondere Lage von Eltern, die Betreuung für ihr Kind benötigen und keinen Kita-Platz erhalten. Das betrifft zehn Prozent der Kinder unter drei Jahren und rund acht Prozent der Kinder unter sechs Jahren. In unseren Einrichtungen fehlen Plätze sowohl für die unter als auch für die über Dreijährigen. Bayernweit fehlen laut dem Länderreport Frühkindliche Bildungssysteme 2023 der Bertelsmann-Stiftung rund 70.000 Kita-Plätze. Dabei ist ein Kita-Platz so wichtig, damit Bildung möglichst früh beginnt. Plätze fehlen, weil Fachkräfte fehlen. In Bayern kommt noch hinzu: Ein hoher Anteil des Kita-Personals verfügt nicht über die fachlich-einschlägige Qualifikation, während Kosten für Fort- und Weiterbildung zum Beispiel in München reduziert werden.

Es braucht aber auch weiterhin mehr Integrationsplätze, d.h. Kita-Plätze, bei denen für Kinder mit höherem Unterstützungsbedarf mehr Ressourcen zur Verfügung stehen. Trotz Rechtsanspruch gibt es leider nicht genügend Plätze. In den vergangenen zwei Jahren haben wir in unseren Einrichtungen die Anzahl der Integrationsplätze bewusst erhöht, um Kinder mit und ohne Beeinträchtigungen gut zu betreuen und damit das Miteinander zu stärken.

Unser Anliegen ist: Wir wollen für die Familien da sein – unabhängig von ihrem finanziellen Hintergrund oder sozialen Umfeld. Deswegen positionieren wir uns klar zu den Forderungen des Paritätischen: Der Zugang zur Kindertagesbetreuung muss erleichtert, es braucht mehr Betreuungszeit, die Kostenfreiheit für von Armut betroffene Familien muss garantiert sein. Auch die Hürden, Unterstützung für die Verpflegungskosten zu beantragen, müssen reduziert werden. Zudem braucht es genügend Personal, um den Bedarfen gerecht zu werden. Wir wollen Barrieren abbauen – ganz besonders, weil die Herausforderungen so groß sind und alle Kinder faire Startchancen brauchen.

Hier finden Sie die Links zu den erwähnten Studien:
Länderreport Frühkindliche Bildungssysteme 2023, Verlag Bertelsmann Stiftung
www.laendermonitor.de/fileadmin/files/laendermonitor/basisdaten/basisdaten_by.pdf
BST-Vorlage 2013:
www.laendermonitor.de/fileadmin/files/laendermonitor/presse/2024/04122024_PM_Laendermonitor_2024_BY.pdf
www.der-paritaetische.de/fileadmin/user_upload/Schwerpunkte/Armutsbericht/doc/Bericht_zu_Armut_und_Kita-Betreuung_2025.pdf